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Avatar – seichter „Pocahontas“ für 3-D Fetischisten

15. Januar 2010

Avatar ist ein pervertierter Superlativ. „Das Teuerste“, „das Größte“, „das Neuste“ Schmierentheater! Denn wo offenbar mit der visuellen Ästhetik geprotzt wurde, hat man am Drehbuch/Inhalt mächtig gespart. Seicht-dröge Action- Liebesgeschichte im Alien-Gewand, zwischen Pocahontas und banal.

Die Geschichte ist schnell erzählt. Oder Moment mal, wozu, man kennt es ja eh schon. Ein bisschen „Star Wars“, eine Prise Herr der Ringe, ein wenig Matrix und Titanic, aber vor allem ganz und gar Pocahontas, nur mit Außerirdischen. Also eigentlich wie „Dune“, nur ohne die lange und scheinbar viel zu lästige Geschichte. Da paart sich Altbekanntes mit Einfallslosem. Der Blockbuster aus Recycel-Versatzstücken zweitklassiger Schinken…

Da hätte man auch die alte unsinkbare Klapperkiste nach Pandora „verschiffen“ könne. Außerirdische draufgesetzt – Dialoge beibehalten, keiner merkts! Dann bleibt es nur noch das ganze durch eine durchgeknallte Mana-Pseudo-Mystik zu verwässern. Das mit Abstand Beste dabei ist aber die parabelartige Sonderschul-Pointe: „der weiße Mann ist so böse und gierig und macht die ganze, schöne Erde kaputt“. Fertig ist das Kinoerlebnis für unterbelichtete 3-D Fetischistenmassen. Da ist doch für jeden was dabei – Oder?

Am Anfang also kommt der penetrant „verwertungsideale“ Protagonist auf den Planeten/Mond – egal – Pandora. Zuerst ist er der böse Soldat im Auftrag einer rücksichtslosen Organisation, die lediglich an den Ressourcen des fremden Planeten interessiert ist. Er verliebt sich aber in eine Eingeborene und es gelingt ihm – als es sich herausstellt, dass er noch dazu der Auserwählte jener „Primitiven“ ist – die gefühllosen Menschen zu vertreiben und so die Einzigartigkeit von Pandora zu bewahren.

Die Figur hat wirklich alles, was man so als Held klassischer „Hirn-Ausschalt-Filme“ braucht. Ein Außenseiter, er sitzt im Rollstuhl. Er ist dumm, er ist Soldat und tut am Anfang jede Bemerkung der Wissenschaftler, demonstrativ desinteressiert ab, damit kann sich Herr Mustermann prächtig identifizieren, das ginge bei einem Intelligenten ja nicht. Dafür hat unser „Jake“ aber ein riesengroßes Herz – ein „Oh-Süß-Moment“.

Die Frau und geliebte Außerirdische, ist wie immer die „Wilde“, Naturrepräsentierende und gefühlsgesteuert. Die Antagonisten sind so überzeichnet böse, dass einem schon übel wird.

Bei Avatar reiht sich ein Klischee an das andere. Die Geschichte ist dermaßen einfach-verdaulich, damit jeder noch so Grenzdebile, sich um nichts in der Welt überfordert zu fühlen braucht und für die Vorstellung bezahlt. Sprich: der oberflächlichste zuckrig-süße Action-Liebes-Kitsch für den typischen Öko-Wildheits-Romantiker mit geringer Hirnaktivität.

Am schlimmsten ist wohl aber die Pointe. Der Mensch darf sich nicht überall wie der König aufführen sondern soll im Einklang mit der Erde leben. Also so was bekommt auch  Silbermond und Jeanette Biedermann hin.

Da fragt man sich nur, warum müssen moderne Blockbuster eigentlich immer so unsäglich dümmlich sein. In Zukunft – schlage ich vor – die Dialoge zu behalten und beim nächsten Filmvorhaben, marginal verändert, wieder zu verwenden. Wahlweise in ein amerikanisches Romeo-und-Julia-Ghetto gepackt oder in ein Historienepos versetzt. Da spart man sich das lästige „Rumgeschreibe“ und kann gleich mit dem Animieren beginnen. Da kann  groß „VOM MACHER VON TITANIC“ und „MIT DER GESCHICHTE UND DEN DIALOGEN AUS AVATAR“ geworben werden.

Fazit: Banal-Hirnfreie Unterhaltung in Milliarden-Dollar-Verpackung, „All-Round-Spaß“ für die ganze – etwas einfacher gestrickte – Familie.



13 Kommentare leave one →
  1. 15. Januar 2010 02:13

    Das man für die Anpassung von Pocahontas an Avatar nicht so viel braucht, sieht man hier:

  2. schattenzwerg permalink
    15. Januar 2010 07:02

    ich glaube dein rundumschlag ist zu einseitig, also von hdr finde ich in dem film nichts, matrix und dune nur wenn man grob über alle erklärungs- und deutungsmuster hinwegbügelt und sowohl pocahontas als auch titanic habe ich nicht gesehen … also ich finde deine ansichten einfach zu pauschal und einseitig, denn die animierte welt im film, als auch die phantasie mit sie erschaffen wurde, ist dass was die leute im kino begeistert, für story gehe ich ins programmkino, ich bin froh, dass „das weiße band“ nicht mit solchem filmischen und technischen bombast aufwartete, vielleicht solltest du etwas pluralistischer denken und froh sein, dass es nicht nur das eine ODER das andere gibt

    • 15. Januar 2010 10:02

      Dass Avatar komplett Pocahontas ist findest du im Kommentar über dem deinigen…
      Ich möchte nach jedem Film aus dem Kino gehen und mich nicht über dessen Dummheit aufregen zu müssen! Die Story hatte ja nicht nur Schwachstellen, die war sagenhaft blöde.

  3. 15. Januar 2010 08:49

    Nun gut, so kann man argumentieren. Und man kann „Avatar“ und die Menschen, welche ihn mögen, so titulieren.

    Doch eine weiterführende Frage könnte auch die nach der Bedeutung der von dir erwähnten Filme sein. Vielleicht ist Avatar ja ein solch „Banal-Hirnfreie Unterhaltung in Milliarden-Dollar-Verpackung, „All-Round-Spaß“ für die ganze – etwas einfacher gestrickte – Familie“ weil die Filme und Bücher, denen er sich bedient, genau so sind. Man könnte eben anders herum argumentieren: Da Pocahontas, Titanic, Dune und Herr der Ringe einfach banale, sinnleere Filme für die Dummen und Einfachen sind, MUSS Avatar ja diesem Muster folgen.

    Eine weitere Argumentationsschiene könnte zudem sein, dass die Menschen komischerweise halt alle dumm und einfach sind und somit alles, was sie herstellen.

    Zudem liesse sich argumentieren, Avatar hat einen stärkeren Anspruch, visuell-ästhetische Kunst zu sein – und kein cineastisch-schauspielerisch-politisch weltbewwegender Meilenstein der menschlichen Entwicklung. Wenn du nämlich Avatar so viel absprichst, musst du dies auch noch bei vielen, vielen anderen Dingen tun wie zum Beispiel der Kunst im Allgemeinen (Film, Bild, Literatur) wie auch den meisten menschgemachten Vergnügungsformen und besonders des Fernsehens.

    Avatar ist kaum dermassen banal, dass sich ein das Geschrei lohnt. Ich selbst mag ihn wegen der Bilder und weil er aktuelle Thematik gut portiert.

    Zuletzt darf nie vergessen werden: Über Geschmack lässt sich nicht streiten. 🙂

    Prost!

    • 15. Januar 2010 10:08

      „Da paart sich Altbekanntes mit Einfallslosem. Der Blockbuster aus Recycel-Versatzstücken zweitklassiger Schinken…“

      Das zeigt, dass ich ebenso die Filme, die Avatar schamlos kopiert nicht als große cineastische Meilensteine empfinde.
      Ja ich spreche allem banalen den Wert ab.
      Und weil er „weil er aktuelle Thematik gut portiert“ finde ich den Film ja am dümmsten, aufspringen auf den Öko-Wildheits-Romantiker-Express, nur um die hirnschwächsten ins Kino zu holen…

  4. 15. Januar 2010 10:03

    Vielen Dank für den guten Artikel. Ich habs ja stark verkürzt in meinem ähnlich formuliert und hab mich damit ganz schön viel Angriffen ausgesetzt.
    http://danielakulot.wordpress.com/2010/01/10/avatar-der-neue-kinohit/

    Die im oberen Kommentar genannte Generalverblödung in Literatur, Kino, Fernsehen (Kunst nehm ich mal aus) darf ruhig noch mehr betont werden. Man hat sich schon viel zu sehr daran gewöhnt.

  5. 15. Januar 2010 18:36

    Millionengeschäft… geschenkt! Plünderung des Kostümfundus, neueste Auflage der „Frontier“-Erzählung vom Wilden Westen – so what! Seichter Aufguss von Mythen der Zivilisation, alles schon einmal intelligenter aufbereitet – das Argument wird in allen Rezensionen, die ich gelesen habe, bemüht. Wie wäre es denn mal mit ein bisschen „rettender Kritik“? Walter Benjamin sah in den Lunaparks mit Geisterbahnen, Menschenzentrifugen und „Haut-den-Lukas“-Kraftmaschinen die Vergnügungen des auf dem Arbeitsmarkt hin- und hergestoßenen Proletariats und z u g l e i c h den unzerstörbaren Kern einer Utopie der Freiheit, eines Lebens im Genießen des Hier und Jetzt. So bewahrt auch „Avatar – Rückkehr nach Pandora“ trotz aller Dümmlichkeit der Erzählung die Utopie der heilen Erde und des Einklangs mit der Natur.

    Und für ein kleines Detail kann man auch die Erzählung liebgewinnen, vielleicht lässt sich darin sogar im Kern schon die Neuerzählung vom Umgang mit dem Fremden in einer globalisierten Welt entdecken: Robinson Crusoe gibt seinem Wilden noch einen Namen, er nennt ihn ganz pragmatisch-kapitalistisch „Freitag“ – der steckt aber weiterhin in seinem Körper und wird sich selber fremd: beinahe von anderen Wilden gefressen, was er verstanden hätte, und dann kolonisiert. Jake Sully, der Marinesoldat im Rollstuhl, bekommt einen Na’vi-Körper als Avatar und behält beim Omaticaya-Clan seinen Namen. Ein b i s s c h e n fremd – das entfaltet die Empfänglichkeit des Avatars an der Grenze der Zivilisationen. Er ist weniger Grenzgänger als Membran zwischen zwei Welten.

  6. 16. Januar 2010 10:35

    „Schmierentheater“ – Herrlich! Guter Artikel! Man halte sich immer vor Augen, dass dies eine Hollywood-Produktion ist. Will heissen: Die Story muss für das Publikum taugen und folglich eher leicht verständlich sein 😉
    Siehe auch meine Filmkritik unter:

    Avatar – Genau wie Titanic. Nur anders.

  7. 17. Januar 2010 15:15

    Vielen Dank für die Kommentare,

    aber einer hätte wohl gereicht. Verzeih mir wenn ich nicht drei mal den selben Inhalt zum selben Thema mit dem selben aus Deinem Post kopierten Text freigebe. Versuchs mal mit Trackbacks 😉

  8. 18. Januar 2010 17:28

    Hmm, für mich definitiv kein „Hirn-Ausschalt-Film“, ich fürchte, du hast dein Hirn wohl etwas zu früh ausgeschaltet bei dieser Bewertung, nicht böse gemeint!
    Es ist immer leicht einen Blockbuster zu beschimpfen und zu bemängeln, dass beim Dreh nur die allerneuste Technik benutzt wurde.
    Das aber dieser Film erst mit dieser neuen Technik überhaupt realisierbar wurde, findet keinerlei Erwähnung. Wenn Cameron wirklich ’nur‘ einen Blockbuster hätte drehen wollen, hätte er sein Drehbuch sicherlich bereits vor 15 Jahren, nach seiner Entstehung verfilmt.
    Dazu kommt, das die seichte Geschichte nur der Hintergrund ist. Im Vordergrund steht der Gedanke von einem Netzwerk zwischen allem Lebenden, der diesem unmöglich macht aufeinander zu verzichten, oder gar zu verachten. Es wird ein detailiertes Bild gemalt, von einer Welt, wie Cameron sich die Erde wünschen würde und ich bin mir sicher, dass er mit diesem Gedanken nicht allein ist.
    Leider gibt es zu viele Menschen, die für so etwas keinerlei Verwendung finden. Sie wollen nur seichte Unterhaltung, ein wenig Ballerei und eine leicht zu verfolgende Geschichte mit massig teuren Spezialeffekten. Ich bin mir sicher, das auch Cameron auf Geld angewisen ist und nur mit Weisheiten und intellektueller Tiefsinnigkeit, kann man davon meist wenig verdienen. Er verbindet meiner Meinung nach also nur sinnvoll Massentauglichkeit mit einer utopischen Idee von einer zum Frieden verdammten Welt, um so sein kolossales Werk finanzieren zu können.
    Mehr von meiner Meinung gibt es hier:
    http://schnabltir.wordpress.com/

    Gruß,
    Carl

  9. ABC permalink
    2. Februar 2010 18:42

    Eine der schlechtesten Fimkritiken aller Zeiten!
    Und noch dazu beleidigend gegenüber allen, die mit der Aussage der Kritik nicht übereinstimmen.
    Der Text hat wirklich alles, was ein Text klassischer „Hirn-Ausschalt-Kritiken“ braucht.

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